Die Berliner Sammlung islamischer Kunst von Dr. Max Ginsberg (1872-1938) umfasste 1933 etwa 400 Objekte persischen, syrischen und ägyptischen Kunsthandwerks aus der Zeit von 2000 v. Chr. bis ins 18. Jahrhundert.
Für die beiden Ausstellungen Islamische Kunst aus Berliner Privatbesitz (Mai – Juni 1932) im Kaiser-Friedrich-Museum, sowie Islamische Kunst der Sammlung Dr. M. Ginsberg (1. Januar – 31. Mai 1933) im neu eröffneten Pergamonmuseum hat Ginsberg als größter Leihgeber 130 Werke zur Verfügung gestellt.
Der Name Ginsbergs tauchte noch einmal im Sommer 1936 als Leihgeber zahlreicher Objekte für die Ausstellung Iranische Kunst. Elamitischer und persischer Kulturkreis im Kunstgewerbemuseum Zürich auf.
Ende Juli 1939 wechselten zahlreiche Kunstgegenstände aus seiner Sammlung auf einer Auktion bei Sotheby‘s in London den Besitzer. Da war Max Ginsberg bereits seit mehr als einem Jahr verstorben. Wem die Objekte zu diesem Zeitpunkt gehörten oder in wessen Besitz sie sich befanden, ist bislang unbekannt.
Spätestens im Herbst 1937, als Ginsberg durch die „Entjudungsmaßnahmen“ der NS-Behörden seine Wohnung im Tiergarten verloren hatte, war auch seine Sammlung nicht mehr existent. Wer war Nutzniesser der musealen Stücke: Museen oder Privatsammlungen? Wurde sie vielleicht sogar beschlagnahmt?
Max Ginsberg kam zusammen mit seiner Frau Henriette bei der Familie seiner Tochter unter. Er ist im Mai 1938 verstorben, seine Witwe wurde im September 1942 in Treblinka ermordet. Die Tochter Adele mit Ehemann Max Nothmann, sowie deren Tochter Vera wurden Anfang März 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und kurz danach ermordet. Die ältere Tochter Gerda, die bei Pflegeeltern in Holland untergekommen war, wurde mit diesen 1943 nach Auschwitz deportiert und hat als Zwangsarbeiterin überlebt. Sie wurde am 1. Mai 1945 befreit und hat ihre beiden Onkel Adolf und Bernhard, denen die Emigration in die USA Anfang der 40er Jahre gelang, 1946 in Richmond/Virginia wieder getroffen.
Das besondere Interesse für den Orient wurde bei Max Ginsberg vermutlich durch seinen Onkel Hermann Burchardt (1857-1909) geweckt, der seit den 1890 Jahren zahlreiche Reisen nach Syrien, Iran und Jemen unternommen hatte und zeitweise auch in Damaskus lebte. Ginsberg hat ihn möglicherweise auf einer oder mehreren Reisen begleitet und dabei den Grundstock für seine eigene Sammlung gelegt. Nach Burchardts tragischem Tod im Jemen hat Ginsberg 1911 dem Museum für Völkerkunde in Berlin 2000 fotografische Glasnegative aus dessen Nachlass geschenkt.
Nach dem Tod von Max Ginsberg tauchten zahlreiche Stücke aus seiner Sammlung auf einer Auktion bei Sotheby‘s am 31. Juli 1939 in London auf und wurden unter dem Titel A Fine Collection of Persian and Turkish Faience, Metalwork and Lacquer etc. Egyptian, Roman and Mesopotamian Glass Vessels. The Property of a well-known Collector angeboten. In dem dazu erstellten Auktionskatalog wird der Name Ginsberg nirgendwo erwähnt. In den Objektbeschreibungen finden sich aber zahlreiche Verweise auf Kunstwerke aus seiner Sammlung, die er 1931 in der Royal Academy in London und 1936 im Kunstgewerbemuseum Zürich ausgestellt hatte. Im Londoner Auktionskatalog sind insgesamt 21 Objekte aus Ginsbergs Islam Kunstsammlung abgebildet. Nach der Ergebnisliste haben ca. vierzig Bieter Stücke daraus erworben.
Eingeliefert wurde die Sammlung durch die AMOBA Kunsthandlung Amsterdam. Otto Meyer, der bis zu seiner Flucht 1937, erst in Osnabrück und später auch in Berlin eine Galerie führte, stellte die künstlerische Avantgarde seiner Zeit aus. Bisher ist unklar, wie dieser an die Objekte von Max Ginsberg gekommen war und in wessen Namen oder auf wessen Rechnung er diese 1939 in London zur Versteigerung brachte. Seine Rolle als Einlieferer der Kunstgegenstände, wie und wann diese nach Amsterdam kamen und vor allem in wessen Auftrag sie nach London zur Auktion gebracht wurden, ist einer der Meilensteine der Recherche für den Verbleib der Sammlung von Max Ginsberg.